Bring Your Own Device (BYOD) und Consumerization in der Schweiz
Über die Consumerization der IT, also die berufliche Nutzung von Engeräten, die für den privaten Sektor entwickelt wurden, habe ich schon verschiedentlich geschrieben. Ich pflege auch jeweils die Teilnehmer der SOMEXCLOUD Lehrgänge damit zu belästigen. Bislang fehlten mir dazu aber genauere Angaben zur Situation in der Schweiz, ich musste mich mit Fakten aus den USA und Deutschland begnügen. Gestern jedoch las ich bei netzwoche.ch, dass BYOD offenbar im Zentrum des letzten eGov Fokus der Berner Fachhochschule stand. Wenn also bereits die Verwaltung mit dem Thema auseinandersetzt, dann ist es definitiv auch bei uns angekommen. Und tatsächlich, eine internationale Studie von Avanade wirft erstmals Licht auf BYOD in der Schweiz.
Die Studie Dispelling Six Myths of Consumerization of IT (PDF) befragte über 600 Unternehmens- und ITVerantwortliche aus 17 Ländern zum Thema. Die separate Auswertung der Schweizer Antworten fördert einige interessante Fakten an den Tag. Weltweit gaben 88 Prozent der Befragten an, dass ihre Mitarbeiter persönliche IT-Technologien und -Geräte für berufliche Zwecke nutzen würden. Unter den Schweizer Studienteilnehmern bejahten dies sogar 100 Prozent (!). Ich setze hier zwar ein Fragezeichen, vermutlich kommt dieser hohe Wert dadurch zustande, dass die Stichprobe nicht repräsentativ war (das bekannte Intention-to-treat-Problem), aber ich lasse dieses Resultat einmal stehen. Geht es um die augenscheinlichsten Einflüsse der Consumerization auf ihre Unternehmenskultur, erklärten 58 Prozent aller Befragten: Der grösste Vorteil sei, dass ihre Mitarbeiter überall arbeiten könnten. 42 Prozent sind der Meinung, dass Mitarbeiter gewillter seien, ausserhalb ihrer Kernarbeitszeit zu arbeiten. Unter den Schweizer Befragten sagten lediglich neun Prozent, dass Angestellte durch BYOD lieber Überstunden leisteten. 73 Prozent der Schweizer Führungskräfte sehen die Ortsungebundenheit als grössten Vorteil.
BYOD als Vorteil in der Rekrutierung
Ein anderes Resultat aber bestätigt meine immer wieder getätigte Aussage, dass einfach kein Weg mehr an Social und Mobile vorbei führt, gerade auch für Unternehmen. 55 Prozent der Schweizer Befragten erklärten, dass BYOD ein fester Bestandteil ihrer Rekrutierungsstrategie sei. Allerdings - und jetzt eine kleine Einschränkung - glauben jedoch nur 20 Prozent aller Befragten, dass persönliche IT Vorteile für Rekrutierung und Mitarbeiterbindung mit sich brächten.
Eine der Mythen: Apple = Consumerization
iPhones oder iPads werden zwar oftmals als Synonyme für die Consumerization genannt, die Avanade-Studie hat aber herausgefunden, dass neben Apple auch andere Anbieter diesen Trend vorantreiben. So geben die Umfrageteilnehmer an, dass die beliebtesten und am häufigsten genutzten Geräte ihrer Mitarbeiter Android-Smartphones (35 Prozent), BlackBerry Smartphones (32 Prozent) und Apple Laptops (26 Prozent) seien. Bei den Schweizer Befragten gehören Android-Smartphones mit nur 18 Prozent zu den beliebtesten persönlichen Arbeitsgeräten der Mitarbeiter. Apple Laptops sind mit 46 Prozent und Windows Tablets mit 36 Prozent deutlich geläufiger.
Und die Verwaltung?
Am bereits erwähnten eGov Fokus sprach u.a. Reinhard Riedl, Leiter der Forschung und Dienstleistungen des Fachbereichs Wirtschaft an der Berner Fachhochschule. Er konzentrierte sich dabei auf BYOD. Gemäss der Bericht auf netzwoche.ch sprach er sich dabei ausführlich auch zum Thema Support:
Zuhause habe er seinen persönlichen Berater, so Riedl, sein Neffe beispielsweise höre ihm zu und erkläre ihm, wie er sein Handy am besten anwenden könne. [...] Muss ich nun in Zukunft die eigenen Kinder an den Arbeitsplatz mitbringen, damit mir geholfen werden kann? fragt sich Riedl abschliessend. Oder wie sonst könnten die Schwierigkeiten, die sich rund um mobile Geräte ergeben, gelöst werden?
Klischeebehafteter hätte ich mich auch nicht ausdrücken können. Darum hier mein Rat zuhanden der BFH - und aller anderen Unternehmen, die BYOD beherzigen und über eine gewisse kritische Masse an Mitarbeitern verfügen: Beschränkt den offiziellen Support auf jene Geräte und Betriebssysteme, die seitens des Arbeitgebers bereitgestellt werden. Für alles andere empfiehlt es sich, eine Supportcommunity einzurichten, in der User Usern helfen. Das funktioniert im Consumer-Bereich bereits bestens. Und billiger ist es auch noch!
Interessanter fand ich dann die Ausführungen von Dieter Klemme vom Informatiksteuerungsorgan des Bundes. Bis 2015 soll dort eine neue Unified Communication and Collaboration (UCC) Strategie umgesetzt werden. UCC bedeutet übrigens, verkürzt dargestellt, dass verschiedene Medien wie Audio, Video, Webkonferenzen, mobile Endgeräte, und vieles mehr zusammenwachsen. Im Kern geht es also um eine Social Business-/Enterprise 2.0-Strategie.
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