The naked CIO: Vom Kontrollverlust und der veränderten Rolle der IT

Marketing-IT

Die fortschreitende Consumerization der Unternehmens-IT zeigt deutlich, dass die historisch gewachsenen - bzw. in vielen Fällen auch gewucherten - IT-Abteilungen neu aufgestellt werden müssen. Auch die CIOs müssen enstprechend umdenken. Ganz abgesehen davon, dass planlos aufgebaute IT-Abteilungen mit hohem Personalbestand, die ohne klare Strategie arbeiten und die Unternehmen Unsummen kosten, in vielen Fällen massiv auf die Profitabilität drücken, verändern die mehr oder weniger unkontrollierte Kommunikation via Social Media und die massive Zunahme nicht mehr durch die IT kontrollierter Hardware die Organisation von Unternehmen.

Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Laut der aktuellen CIO-Studie von Harvey Nash (PDF) stieg der Anteil der von Mitarbeitern genutzten IT, der von der IT-Abteilung nicht mehr beeinflussbar ist, in den vergangenen drei Jahren von zehn auf 40 Prozent. Was in den sozialen Medien unter dem Stichwort "Kontrollverlust" diskutiert wird, breitet sich auch in Unternehmen aus. Die geschäftliche und private Nutzung von Geräten verschwimmt, Tablets, Smartphones und der Einsatz von Apps werden auch im Arbeitsalltag immer populärer, entsprechend sinkt die Relevanz von abgeschirmten IT-Systemen. Folgerichtig ist jeder zweite der befragten CIOs der Meinung, dass der Anteil von privaten Geräten, die Mitarbeiter am Arbeitsplatz einsetzen, weiter steigen wird. Viele CIOs fühlen sich von diesen Entwicklungen auch überfordert, wie die Studie festhält. Sie sind oftmals gar nicht mehr in der Lage, die Wünsche der anderen Abteilungen und der Nutzer innert nützlicher Frist umzusetzen.

Neue Arbeitsmodelle fördern den Wandel zusätzlich

Künftig immer es immer mehr Mitarbeiter in Unternehmen geben, die mobil arbeiten und höchst unterschiedliche Endgeräte einsetzen. Ein CIO wird sich also in Zukunft keinen Gefallen tun, wenn er weierhin versucht, sich auf wenige Standard-Endgeräte zu konzentrieren. Das wird er gegen den Anwenderdruck nicht durchhalten können. Es rücken viele junge Mitarbeiter nach, die technologisch das nachfragen, was sie auch privat schon lange nutzen.

CIO-Study 2013: Flexible Workforce

Vor diesem Hintergrund empfiehlt es sich, sämtliche nachgefragte Dienste und HArdware in die Infrastruktur einzubauen. Die Veränderung des IT-Managements macht sich jedoch an einem weiteren Ergebnis der CIO-Umfrage fest, an der sich mehr als 2'000 IT-Führungskräfte und Technologie-Manager in 20 Ländern beteiligt haben. Ein Drittel der digitalen Projekte kommen mittlerweile aus den Vertriebs- und Marketing-Abteilungen - ohne Beteiligung der IT-Abteilung. Zu einem ähnlichen Schluss kam auch schon Gartner, die letztes Jahr bereits vorausgesagt haben, dass bis 2017 die Budgets der Marketingabteilungen grösser sein werden als jene der IT.

CIO Study 2013: Priorities in Switzerland

Vertrieb und Marketing sind die eigentlichen Treiber der IT

Aus der CIO-Studie geht hervor, dass bereits 42 Prozent der digitalen Projekte in Kooperation zwischen IT, Marketing und Vertrieb laufen. Daraus lassen sich meiner Meinung nach zwei Schlüsse ziehen. Um sich (1) als Partner für neue Projekte zu profilieren, reicht es für IT-Führungskräfte nicht mehr aus, nur Fachkenntnisse der Informatik vorzutragen. Ein tiefes Verständnis für die Geschäftsfelder des eigenen Unternehmens ist unverzichtbar, um in der betrieblichen Organisation ein begehrter Ansprechpartner zu bleiben. Weiter stellt sich (2) die Frage, ob die IT als Querschnittsfunktion so überhaupt noch aufrecht erhalten werden soll bzw. kann. Gerade die Kompetenzkonflikte nehmen innerhalb einer schwachen (in Teilen auch innerhalb einer starken) Matrixorganisation, wie auch die in der Studie dargelegten Trends zeigen, nicht ab sondern vielmehr zu. Es ist darum nicht von der Hand zu weisen, dass die Zusammenarbeit zwischen Marketing und IT auf einer neuen Basis intensiviert werden muss. Vorbei sind die Zeiten, in denen - wie ich es selbst noch erleben musste - sogar kleinste Änderungen an der Webseite an der Allmacht der IT ("keine Ressourcen in den nächsten 18 Monaten") scheiterten. Konsequenterweise sollten die einzelnen Organisationseinheiten sogar darüber nachdenken, eigene, fachbezogene IT-Kompetenzen aufzubauen.

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