Yahoo: Zerstörung eines Brands

Yahoo Billboard
Yahoo: Markentransfer mit Tücken (news.com.au)

Microsofts Absicht, den Suchmaschinenbetreiber Yahoo übernehmen zu wollen, liess letzte Woche die Wogen hochgehen. Yahoo ziert sich und hat mittlerweile angekündigt, sich gegen eine Übernahme wehren zu wollen. Und Google mischte sich ein, indem es eine Attacke gegen Microsoft lostrat und vor negativen Konsequenzen einer Übernahme warnte. Yahoo stand früher für die Suche im Internet schlechthin - früher, das war Ende der 1990er, bevor Google das Feld aufrollte. Die heutigen Probleme von Yahoo bestehen jedoch nicht nur darin, dass Google die bessere Technologie entwickelte. Sie begannen früher. Schuld ist auch ein mangelhaftes Brand Management.

Ungeschickter Markentransfer

Es braucht fünf bis zehn Jahre, bis ein Brand, eine Marke, aufgebaut ist. Yahoo gelang dies innert kürzester Zeit. Doch dieser Erfolg barg bereits den Niedergang. Problematisch war und ist die so genannte Line Extension, also der Markentransfer über eine Produktlinienerweiterung. Dabei wird die bestehende Marke innerhalb der gleichen Produktkategorie auf ein neues Produkt transferiert, es entsteht eine Produktvariation unter dem Dach der bestehenden Marke. Yahoo, das war früher eine Suchmaschine. Heute sind es 61 Dienstleistungen - 45 bei Y! Deutschland.

Yahoo Services Deutschland

Weitere fünf bis zehn Jahre braucht es, um einen Brand mit Line Extension-Massnahmen zu zerstören. Yahoo betrieb dies, getrieben von kurzfristigen Gewinnaussichten, intensiv. Beispiele gefällig? Yahoo gab es früher auch als Printmagazin. Noch erfolgloser war ein Keyboard eines namenlosen Herstellers, auf dessen Box einfach der Name Yahoo gepappt wurde. Wer alles macht, macht nichts richtig.

Gemischtwarenladen ohne Kunden

Ähnliche Töne schlägt auch Prof. Clemens Cap vom Lehrstuhl für Informations- und Kommunikationsdienste der Uni Rostock in einem Interview mit pressetext an:

«Yahoo betreibt, wie Microsoft im Internet auch, ein zu unklares Branding. Yahoo ist alles gleichzeitig, Portal, E-Mail-Dienst, Messaging, Suchmaschine, Wetter- und Börsenticker. Ähnlich positioniert ist MSN. Google hingegen steht für Suche. Punktum. Natürlich ist Google heute schon viel mehr geworden als Suche - das Branding gruppiert sich aber sehr zentral um Suche. Damit kann Google also jeden als Kunde gewinnen, der sucht. Yahoo gewinnt aber nur jene Leute als stabile Kunden, die sich genau diesen Gemischtwarenladen wünschen. Das sind jedoch weniger Leute als die Suchkundschaft.»

Das Kapitel Yahoo neigt sich seinem Ende zu - so oder so. Bleibt nur abzuwarten, ob die Produktmanager bei Google ein Sequel oder gar ein Remake liefern werden. Dort sind es immerhin schon 39 Services.

Das Wortgefecht mobil mit Google Currents lesen

Du kannst ab sofort das Wortgefecht bequem auf Deinem Smartphone oder Tablet unterwegs lesen. Neben den Blogbeiträgen findest Du in Google Currents auch alle Gastbeiträge aus dem Newsletter und alle Whitepaper.

yahoo, microsoft, , , markentransfer

Von

 

Kommentare

gis

Man vergleiche dazu auch die Entwicklung der Yahoo Startseite mit jener von Google bei der Wayback Machine:

vs.

Gordian Hense

In einem gesunden Markt existieren immer Unternehmen verschiedenster Grössen und Ausrichtungen, deren Wettbewerb den Markt treiben und bereichern. Vgl. Auto, Chemie, Maschinenbau. Es gibt dort natürlich auch Veränderungen, aber nicht solche bei denen einer der drei grössten Marktteilnehmern gekauft wird.
In der IT und im Online Business ist das nicht so. Kleine Unternehmungen oder Neugründungen mit guten Ideen kommen nur durch Zufall nach oben, andere machen sofort wieder pleite. Wer die berühmte "erste Million" geschafft hat (nicht von der Bank geliehen), kann lange Zeit den grössten Mist bauen und wird dafür noch belohnt, in dem er vom nächsten grossen "Einsteiger" teuer gekauft wird. All das zeigt, dass das Online - Business noch immer in den Kinderschuhen und in der "Wild-West" - Entwicklungsphase steckt. Das Streben nach Monopolen, wie von Microsoft, SAP und anderen, stärkt noch die Unausgeglichenheit des Marktes. Wenn erst einmal die "Emergin Markets" Produkte für uns entwickeln, was soll dann noch alles passieren?

Was hätte man aus Yahoo alles machen können!

Karl

Wenn Yahoo so schlecht ist, sind die 40 Milliarden von Google dann nur Inflation?

gis

@Karl:
Ich hab nicht gesagt, Yahoo sei schlecht - ist es nicht. Aber sie haben sich masslos verzettelt und ihre Kernkompetenz aus den Augen verloren, nämlich die Suchmaschine.

ku

ihr schreit um ungelegte eier

pk

rom war mal groß, deutschland war mal groß, google war mal groß, es geht immer weiter,...eines tages ist yahoo groß.... und eines tages .. ist gar nichts mehr, alles kaputt oder ganz groß, geht aber nicht, die geschichte lehrt es uns.

Einen Kommentar verfassen

* = benötigte Eingabe