256 Graustufen und die Politik

Anonymous

Durch die zunehmende Vernetzung der globalen Computersysteme sind persönliche Daten, die fast immer irgendwo in digitaler Form vorliegen, angreifbar geworden. Da absolute Sicherheit - online ebenso wie im "realen" Leben - eine Illusion ist, tauchen immer wieder Lücken in den Schutzvorrichtungen der Computernetzwerke auf. Gruppen wie Anonymous haben zuletzt öfter Schlagzeilen gemacht, indem sie solche Löcher aufgedeckt haben. Diese Aktionen lösen in der Regel heftige Reaktionen bei Wirtschaft, Medien und Politik aus. Meistens wird eine stärkere Verfolgung der Hacker gefordert. Zu recht?

In der öffentlichen Wahrnehmung werden Hacker und Kriminelle leider oft in einen Topf geworfen. Dabei verwenden Hacker Daten nicht, sondern machen die Verantwortlichen nur auf Lücken in ihren Systemen aufmerksam. Cyberkriminelle stehlen Daten, um daraus Kapital zu schlagen.

Übertriebene Reaktion

Ist die Debatte in den Medien einmal losgetreten, folgt meist ein Aufschrei der Entrüstung. In ganz Europa entstehen neue Abteilungen für Cyber-Kriminalität, die auch gegen Hacker ermitteln. Dabei ist die Reaktion seitens der Behörden übertrieben und nicht zielgerichtet. Die Ermittlungen richten sich oft gegen irgendwelchen 16-jährigen Kids, die nichts weiter getan haben, als sich an einer Denial-of-Service-Attacke von Anonymous zu beteiligen. Die Kreditkartenbetrüger und die anderen grossen Fische lässt man aber in Ruhe.

Sicherheit beginnt beim Einzelnen

Die Zahl der Menschen, die das notwendige Wissen haben, um in Systeme einzubrechen, steigt. Daher müssen sowohl die Wirtschaft wie auch Privatpersonen bessere Vorkehrungen treffen. Wir alle sollten endlich lernen, dass "1234" kein sicheres Passwort ist. Wenn die Sicherheitsmassnahmen verbessert werden, wird Cyberkriminellen das Leben erschwert. Dass die Ermittlungsbehörden sich den neuen Entwicklungen anpassen, ist ebenfalls eine Notwendigkeit. Allerdings müssen Medien, Behörden und Öffentlichkeit einsehen, dass es auch im Internet mindestens 256 Graustufen gibt. Anonymous, Wikileaks und Co. sind da höchstens hellgrau. Statt z.B. einem Wikileaks-Volontär nachzustellen, dem offenbar nicht einmal etwas vorgeworfen wird, sollten vermehrt kriminelle Aktivitäten wie Phishing in den Fokus der Ermittlungen rücken.

Quelle u.a. pte
Bildquelle: cc by-nc-sa Thanh ~ Slices of Life/flickr

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