Deleted City: Digitale Archäologie
2009 schloss Yahoo den GeoCities-Hostingdienst und damit auch ein Kapitel der Geschichte des Internets. Zehn Jahre zuvor hatte Yahoo den Anbieter für rund 3.6 Mrd. Dollar übernommen. Kurz vor dem Ende rettete ein Team des Internet Archive rund 650 Gigabyte an Daten von der einst populären Homepage-Plattform. Diese sind nun herunterladbar. Der niederländische Informationsdesigner Richard Vijgen macht diese nun in seinem Projekt "Deleted City" visuell erkundbar.
Digitale Städte
1994 startete der von David Bohnett und John Rezner gegründete Webhost unter dem Namen Beverly Hills Internet. Dieser baute auch ein Seitenverzeichnis auf, in dem Homepages in virtuelle Städten eingeordnet wurden und eigenen Adressen bekamen. Später folgte die Möglichkeit, sich selbst einen kostenlosen Webauftritt auf GeoCities einzurichten und seine Seite in eine der digitalen "Neighbourhoods" anzusiedeln. Diese standen, wenn auch nicht bindend, für die grobe Kategorisierung der Seiten. So war etwa die Nachbarschaft "Vienna" für Seiten vorgesehen, die sich mit klassischer Musik, Ballet und Opern befassten.
Visualisierung der Daten
Deleted City macht die vom Internet Archive gesammelten Daten nun erfahrbar. Ein Video zeigt, wie die einzelnen Seiten in ihre Nachbarschaften im Stadtplanformat angeordnet sind. Der User zoomt und scrollt sich durch die Häuserblöcke, akustische Untermalung liefern MIDI-Dateien, die in nahe gelegenen Seiten eingebettet sind.
"Ich denke, GeoCities repräsentiert eine andere Idee als das Web 2.0 heute", meint der Designer. "Es war ein sehr selbstorganisiertes, ein wenig anarchistisches System, das eine Basis für den Bau der eigenen Homepage geboten hat. Das Internet von heute ist regulierter, kontrollierter und zentralisierter", so sein Attest. "Es war auch ein Pionierprojekt und die erste Bekanntschaft mit dem Netz für viele neue Nutzer. Gleichzeitig war es auch ein Experiment, das zeigte, was passiert, wenn man das Internet für alle öffnet."
Diese Unterschiede zwischen dem Web heute und damals möchteDeleted City herausheben. Gleichzeitig stellt die Verarbeitung einer derart grossen Datenmenge auch eine technische Herausforderung dar. Aufgrund des erforderlichen Aufwands war ursprünglich geplant, das Projekt nur in Form einer Installation in einer Ausstellung zugänglich zu machen. Weil das Interessa daran so gross ist, denkt Vijgen darüber nach, auch noch eine Onlineversion zu entwickeln.
Quelle: pte
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