IT in Schulen: Setzen, sechs!
Manche Dinge ändern sich wohl nie. Damals, Anfang der 1990er-Jahre, bestand mein Informatik-Unterricht an der Schule aus (a) Anwenderkenntnisse WordPerfect und dBASE unter MS-DOS sowie (b) Programmieren mit Pascal (freiwillig). Auf IBM-kompatiblen PCs mit Monochrom-Bildschirmen natürlich. Alles bereits damals nicht mehr so sehr state of the art, zumal Windows 3.1 auch schon erhältlich gewesen wäre. Aber immerhin war ich damals auf dem Gymnasium klar im Vorteil, an anderen Schulen gab es nicht einmal ein Computerlabor, wie das damals noch hiess. Und heute? Auch nicht viel besser, wie die Initiative D21 aufzeigt: Ausgerechnet die Generation der "Digital Natives" ist zu einem bedenklich grossen Teil darauf angewiesen, sich den kritischen Umgang mit digitalen Medien und Technologien selbst beizubringen, weil es an den meisten Schulen an der entsprechenden Ausstattung mangelt.
Das knappe Angebot an Hard- sowie Software an den meisten Schulen erschwert nicht nur den Arbeitsalltag der Lehrkörper. So stehen laut D21 in nur 7.5 Prozent der Fälle tatsächlich PCs, Notebooks oder Netbooks im Klassenzimmer zur Verfügung. Obwohl die Lehrkräfte digitale Medien in den Lehrbetrieb integrieren wollen, bleiben ihre Möglichkeiten selbst in technischen Disziplinen ungenutzt.
Online ja - aber nur zur Vorbereitung
Bei der Unterrichtsvorbereitung greift bereits mehr als die Hälfte der Lehrpersonen auf Online-Inhalte zurück. Im Unterricht selbst kommen sie hingegen selten zur Anwendung, obwohl die Lehrer mit positiven Effekten zugunsten der Schüler rechnen würden. Besonders das Verhältnis von Technik zur Schülerzahl weise eine grosse Diskrepanz auf, wissen die Experten bei D21. Dabei hätten sogar die Eltern den Verbesserungsbedarf erkannt und wären bereit, sich finanziell an der Ausstattung zu beteiligen. Es mangelt jedoch an ganzheitlichen Konzepten, um digitale Medien erfolgreich in den Unterricht zu integrieren. Die Bildungsstudie von D21 kann man übrigens hier nachlesen.
Verpasste Chancen
Einmal mehr scheint es mir, verpassen wir wegen hoffnungslos veralteten Lehrplänen, der Unwissenheit der Politik und der verkrusteten Strukturen ein einmalige Chance, den von allen Seiten so beklagten Fachkräftemangel wirklich zu bekämpfen. Wie ich mich verschiedentlich schon geäussert habe, gehe ich sogar soweit, das Erlernen einer (einfachen) Programmiersprache für alle verpflichtend zu unterrichten, analog zum Erlernen der Fremdsprachen. Warum? Weil ich aus eigener Erfahrung (mehr als Pascal, Basic und ein bisschen PHP habe ich nie gelernt) der Überzeugung bin, dass zu einer neuen digital literacy auch das Grundverständnis dafür gehört, wie ein Programm aufgebaut ist. Eine Programmiersprache ist genauso wie eine (Fremd-)Sprache ein Werkzeug zum kritischen Umgang mit der Realität. Wie man das in den Unterricht integrieren könnte, haben zum Beispiel Reichert, Nievergelt und Hartmann von der ETH Zürich bereits 2001 dargelegt ().
Quellen: D21, pte
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