Medienkompetenz statt Angst

Panikmache vor den Gefahren des Internets schadet Kindern mehr, als dass es sie vor irgendetwas beschützt. Auch den Zugang zu Social Networks zu versperren, ist wenig sinnvoll. Viel besser wäre es, medienpädagogische Massnahmen bzw. eben eine den neuen Gegebenheiten angepasste Medienerziehung mit aktiver Beteiligung der Kinder anzubieten. Zu diesem - eigentlich nahe liegendem - Befund gelangte der Bericht "Youth Safety on a Living Internet" der amerikanischen National Telecommunications and Information Administration (NTIA). Der Schlüssel zu einem sicheren Umgang mit dem Internet ist es demzufolge, den Kindern ein verantwortungsvolles Verhalten beizubringen - online wie offline. Die Regierung sei dazu aufgefordert, landesweit die medienpädagogische Erziehung bzw. das Erlernen von Medienkompetenz zu bewerben.

Think of the children

Die Untersuchung weist auch darauf hin, dass in den Medien bestimmte Themen überzogen oder tendenziös diskutiert werden. So gibt es zwar Sexualstraftäter, die sich im Internet bewegen und eine Gefahr für Kinder darstellen. Doch ihr Auftreten ist weit seltener als gemeinhin angenommen. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Kind im Netz Opfer eines sexuellen Übergriffs wird, ist statistisch sehr gering. Auch andere Entwicklungen wie das "Sexting" zum Beispiel werden zu sehr hochgespielt. Die Problematik sei nicht so allgegenwärtig, wie vermittelt wird, schreibt der Bericht. Die Aufmerksamkeit sollte eher auf weniger offensichtlichen Gefahren liegen. Dazu zählen unter anderem Identitätsdiebstahl. Andere Risiken wie beispielsweise "Cyberbullying" sind hingegen viel weiter verbreitet als gedacht. Überhaupt ist Mobbing unter den Kindern sowohl online als auch offline eines der häufigsten Probleme von Minderjährigen.

Technologie ist Alltag

Die Vermittlung einer neuen, zeitgemässen Medienkompetenz ist nötig, weil Technologie und Online-Leben heute bereits schon für Kinder Teil ihres Alltags sind. Die Entwicklung ist inzwischen so weit vorangeschritten, dass Kinder und Jugendliche eher ein Handy als ein Buch besitzen, wie der englische National Literacy Trust (NLT) jüngst feststellte. Dass heute nahezu jedes Kind schon ein eigenes Handy besitzt, ist zur Normalität geworden. Nun gilt es, sich auf die Veränderungen einzustellen.

Quellen ntia, pte

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Kommentare

Falk

Niels Brüggen vom JFF hat bei uns drüben dieser Tage sehr schön erklärt, warum eigentlich Medienkompetenz eben nicht das Allheilmittel ist (Verbote natürlich schon gar nicht).

LD

Eine zeitgemässe Medienerziehung wäre sicher dringend nötig. Doch in den meisten Schulen scheint sich dafür niemand zuständig zu fühlen. Vielleicht auch deshalb, weil der Bedarf gar nicht richtig erkannt wird. Erziehungs- und Bildungsdirektionen, Schulpfleger und Lehrer sind mit dem Thema in der Regel hilflos überfordert. Trotzdem lassen sie sich von Nichtpädagogen, die etwas von der Materie verstehen, nicht gerne reinreden oder nicken zustimmend und vergessen alles gleich wieder. Nicht zuletzt trägt auch der Spardruck in den Schulen dazu bei, dass neue, wichtige Themen gar nicht erst angepackt werden.

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