Open Source in Indien
In Bangalore, dem "indischen Silicon Valley", fand Ende März die dritte National Free Software Conference statt. So eigenartig uns das erscheinen mag, in Indien fristete Open Source bislang eher ein Schattendasein als "obskures Konzept, welches Spezialisten und Akademikern vorbehalten ist", wie das indische Nachrichtenmagazin "Frontline" in seinem Bericht über die Konferenz schreibt. Da aber der Binnenmarkt auch in Indien an Bedeutung für die eigene IT-Industrie gewinnt, wächst das Interesse an Open Source. Daher konzentrierte sich die Konferenz auch auf den praktischen Nutzen freier Software allgemein und den Erfolgsfaktor Kosten im Speziellen, der gerade für ein Schwellenland wie Indien entscheidend ist.
So warb zum Beispiel Ashok Thakur, Vize-Kanzler der West Bengal State University, für die Nutzung von freier Software mit einem einfachen Videoclip über eine wenig bekannte Erfolgsgeschichte im ländlichen Westbengalen: Er erzählte die Geschichte einer kleinen staatlichen Schule in Bijra, einem Dorf nahe Durgapur im Bezirk Burdwan, wo Studenten einer Linux User Gruppe am nahe gelegenen B.C. Roy College für Ingenieurwissenschaften ein Zentrum für Computerbildung einrichteten. Die Studenten setzten Rechner auf, die meistens alt und aus zweiter Hand waren, installierten Linux, Server und LAN - alles auf Bengali eingestellt. Die Gesamtkosten betrugen gerade mal 60'000 Rupien (knapp CHF 1'500.-) und veränderten das Gesicht der Schule, deren Schüler aus stark unterentwickelten Gemeinden kamen und eine hohe Abbrecherquote hatten. Ihnen eröffnen sich nun ganz neue Perspektiven.
Mehr zu solchen Schulprojekten findet man hier auf opensource.com.
Mobiles Internet im Zentrum des Interesses
Die Konferenz eröffnete Professor K. Gopinath des Indian Institute of Science in Bangalore. Gopinath sprach vor allem über die wissenschaftlichen und kulturellen Aspekte freier Software und strich heraus, welchen grossen Beitrag die Bewegung zur Wissenschaft leisten kann. Kollektive Leistungen wie GNU/Linux-Systeme und wissenschaftliche Anwendungen sowie auch Open Access bei wissenschaftlichen Publikationen ermöglichen es dem Wissenschaftsbetrieb auch in Schwellenländern wie Indien mit der Weltspitze mitzuhalten.
Auf Inden bezogen glaubt Gopinath an die Bedeutung des mobilen Internets. Mobiltelefone sind auch in Indien allgegenwärtig, für viele sind sie sogar der einzige Zugang zu moderner Kommunikation. Gepaart mit massgeschneiderten, freien Lösungen könnte das Handy viele bestehende Probleme adressieren, indem es einerseits den Zugang zu Informationen ermöglicht und andererseits die Bürger mit den staatlichen Leistungserbringern vernetzt: "Es besteht dringender Bedarf nach kostengünstigen Koordinationsmechanismen, um bestehende soziale Probleme wie Wasserknappheit, Umweltverschmutzung, Verkehr und Klimaerwärmung anzugehen."
Bildquelle: Wikimedia Commons
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