Banken und Social Media
Gestern war ein Student der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) bei mir, um mich für seine Masterarbeit zu interviewen. Das Thema war Facebook Pages im B2B-Bereich. Im Laufe des Gesprächst hatten wir uns auch zu dem Thema Banken und ihr schwieriges Verhältnis zu Social Media unterhalten. Später kam mir dann in den Sinn, dass ich zu dem Thema vor einigen Tagen (Achtung: Paywall!) abgelegt aber noch nicht gelesen hatte. Hier nun einige wichtige Punkte aus dem Beitrag. Einerseits lockt die Aussicht auf Marketing-Erfolge auch Finanzdienstleister nach und nach in die sozialen Medien. Andererseits zwingen die strengen Bestimmungen der Börsenaufsicht die Unternehmen zu strenger Kontrolle der Kommunikation ihrer Mitarbeiter.
Finanzdienstleister erlauben ihren Mitarbeitern oft nicht, während der Arbeit soziale Netzwerke zu verwenden, weil es schon einige Missbrauchsvorwürfe gegeben hat. Der Druck eine Social-Media-Präsenz aufzubauen, steigt aber auch für Banken und Investment-Firmen, wie die New York Times berichtet. Einige Firmen versuchen jetzt diese gegensätzlichen Anforderungen unter einen Hut zu bekommen. Die Ansätze reichen von strenger Kontrolle der Angestellten-Accounts bis zur Verwendung vorgefertigter Nachrichten, die von der Marketing-Abteilung verfasst werden. Vor allem in den USA tätige Unternehmen sind sehr vorsichtig.
Aus Angst, gegen die strengen Bestimmungen der Börsenaufsicht zu verstoßen, verbieten viele an der Wall Street tätige Firmen ihren Mitarbeitern, persönliche Kommunikationsmittel zu verwenden. Selbst das Prüfen privater E-Mail-Accounts ist in vielen Unternehmen Tabu. Die Nachrichten der Angestellten werden oft penibel kontrolliert, was einige Zeit in Anspruch nehmen kann. Einige Institute, wie etwa Morgan Stanley Smith Barney, gehen sogar einen Schritt weiter und geben ihren Mitarbeitern vor, was sie zu schreiben haben.
Erste Missbrauchsfälle
Die Vorsicht der Firmen hat aber durchaus ihre Berechtigung. In den USA sorgten schon mehrere Missbrauchsvorwürfe für Ärger in der Welt der Investoren. Eine Brokerin hat z.B. hinter dem Rücken ihres Arbeitgebers auf Twitter Papiere beworben - ohne offenzulegen, dass sie selbst darin investiert hatte. Auch Betrugsversuche mit Wertpapieren gab es schon auf sozialen Netzwerken. Findige US-Start-ups haben den Trend zu sozialen Medien in der Finanzbranche erkannt und bieten Software-Lösungen zur Überwachung von Angestellten-Accounts an. Das Geschäft boomt.
Balance zwischen Offenheit und Kontrolle
Im Gespräch mit dem Studenten waren wir uns beide einig, dass in Zukunft gesperrte Zugänge zu Facebook und Co. keinen Platz mehr haben werden, die Mitarbeiter werden das über kurz oder lang nicht mehr akzeptieren. Ich habe mich ja schon verschiedentlich in diese Richtung geäussert. Allerdings gibt es in der Tat Branchen, die hier stärker gefordert sind als andere, sei es wegen den rechtlichen Rahmenbedingungen oder wegen der schützenswerten Art der Daten, die verarbeitet werden. Neben den Banken fallen unter letztere Kategorie sicher auch das ganze Gesundheitswesen oder auch Anwälte. Trotzdem werden auch diese Branchen die Balance zwischen Offenheit und Kontrolle finden müssen. Ein guter Weg ist sicherlich die entsprechende Schulung und Sensibilisierung der Mitarbeiter - die ja bekanntlich das grösste IT-Sicherheitsrisiko sind.
Kommentare
Dieser Artikel wurde noch nicht kommentiert.
Einen Kommentar verfassen
* = benötigte Eingabe