"Der richtige Weg der Kommerzialisierung"
Es ist nun auch schon fast drei Wochen her, da erhielt ich einen Anruf einer Journalistin von pressetext, die im Begriff war, eine Meldung über Tvype, eine neue Vermittlungsplattform für von "Bürgerjournalisten" verfassten Content, zu verfassen. Nach eigener Aussage war sie wegen diesem und anderen Postings hier auf mich gestossen. Bereitwillig gab ich Auskunft und liess mich wie folgt zitieren: "Ich bin nicht überzeugt davon, dass so eine Plattform funktionieren kann. Ich glaube, dass wenige Leute, insbesondere Medienmacher, an dem Angebot interessiert sind. Blogger beispielsweise kommunizieren auf eigenen Plattformen. Das ist der richtige Weg der Kommerzialisierung."
Ich habe mich deswegen negativ zu dieser Plattform geäussert, weil ähnliche Seiten für Texte und Multimedia-Content bereits vor einiger Zeit im englischen Sprachraum gescheitert sind oder dahindümpeln und es auch in unserem Breiten bereits ähnliche Dienst gibt. Die Idee selber halte ich für gut - ich Frage mich nur, ob das Angebot auch wirklich von den Medienhäusern angenommen wird.
Alles, nur nicht so
Die Meldung selbst, die von einigen Online-Medien auch aufgegriffen wurde, führte vor allem zu deutlich erhöhten Zugriffszahlen auf diese Seite. Eine Diskussion zum Thema blieb weitgehend aus. Schade eigentlich, denn wenn ich gestern lesen musste, dass zum Beispiel das "Magazin" des "Tages-Anzeigers" in Zukunft online im Volltext ausschliesslich auf dem iPad und gegen Bezahlung (auch die Abonnenten müssen nochmals zahlen) zu lesen ist, wobei die App keinerlei Zusatzfunktionen wie Kommentare usw. mehr bietet, dann beweist das einmal mehr, wie wenig die Medienhäuser immer noch vom Internet verstehen. Vielleicht sollten sie mal meinen Blogpost "Verlag 3.0 - ein Leben jenseits des iPad" lesen ... Ich glaube, mehr muss dazu nicht mehr gesagt werden.
Die pressetext-Meldung im Volltext
Der Vollständigkeit und Archivierung halber hier eine Kopie des pressetext-Beitrags im Volltext:
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Leserbindung
"Bürgerliche Berichterstattung in Österreich wird zur Leserbindung bei großen Zeitungen genutzt. Das funktioniert auch gut", sagt hingegen Elisabeth Wasserbauer, Geschäftsführerin des Kuratorium für Journalistenausbildung http://www.kfj.at, im pressetext-Interview.
"Fotos und Videos von Bürgerreportern dokumentieren nachrichtenrelevante Ereignisse aus einer sehr lokalen, spontanen und emotionalen Sichtweise und werden als Differenzierungsmerkmal für Redaktionen mehr und mehr an Bedeutung gewinnen", so Daniel Holle, Gründer und Geschäftsführer der tvype GmbH. "Wichtig ist, dass Redaktionen erkennen, dass Bürgerjournalismus dabei den professionellen Journalismus nicht ersetzen wird. Er soll eine Ergänzung der Inhalte aus der Sicht des Lesers darstellen", so Holle weiter.
Faires Vergütungsmodell
Fotos und Videos können von Bürgerreportern auf einfache Weise - beispielsweise über eine iPhone-App - auf die Plattform hochgeladen und verwaltet werden. Durch Vorauswahl, Lizensierung, Rechtemanagement können Nachrichtenredakteure nutzergenerierte Inhalte in Ihre Berichterstattung einbinden.
Bei Vermittlung erhalten die bürgerlichen Berichterstatter 70 Prozent des Verkaufspreises. Bieten die Urheber ihre Fotos und Videos auch noch auf anderen Seiten an, erhalten sie 50 Prozent des Erlöses. Auch an sämtlicher Weiterlizenzierung und an Werbeeinnahmen verdient jeder Bürgerreporter zu genau den gleichen Anteilen mit. (Ende)
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