Dialog statt Sperre

Social Media SperreNein, es geht hier nicht um Netzsperren von KiPo-Seiten, sondern um die zunehmend restriktive Praxis, Wie eine Befragung von über 1'400 CIOs durch Robert Half Technology ergeben hat, haben 38 Prozent strengere Social Media-Regeln eingeführt und nur 17 Prozent die Richtlinien gelockert. Viele CIOs sind im Speziellen darüber besorgt, dass zu sehr von der Arbeit ablenken könnte. Daher haben inzwischen 23 Prozent der Verantwortlichen Beschränkungen eingeführt, wenn es um die private Nutzung während der Arbeitszeit geht, 15 Prozent schränken sogar die berufliche Nutzung ein (sic!).

Eine vorangegangene Erhebung von Robert Half im vergangenen Herbst zeigte zudem, dass die Hälfte aller IT-Chefs inzwischen den Zugang zu Social Media komplett versperrt. Diese Zahl spiegelt sich auch in der aktuellen Befragung wider.

Verschwendetes Kommunikationspotenzial

Die eigenen Mitarbeiter auszusperren, ist wirklich keine Lösung. Wer am PC nicht auf Facebook und Co. gelangt, greift halt zum Smartphone. Besteht zudem wirklich das Problem, dass zuviel Zeit mit sozialen Medien "verschwendet" wird, dann sollte der Arbeitgeber besser analysieren, ob nicht vielleicht Arbeitsklima, Unternehmenskultur oder andere Rahmenbedingungen das Problem sind.

Social Media Dialogue

Ganz zu schweigen davon, dass mit solchen Sperren ein immenses Kommunikationspotenzial verschwendet wird. Egal, ob von zuhause oder vom Schreibtisch aus, die Mitarbeiter beteiligen sich schon längst an den Dialogen im Netz. Viele Unternehmen fürchten irriger Weise, dass genau dies dem Image der Organisation schaden könnte. Dabei könnte jeder Angestellte, der mittels sozialen Medien in der Öffentlichkeit präsent ist, zum Markenbotschafter werden - vorausgesetzt, man nimmt sich die Mühe, entsprechende Richtlinien auszuarbeiten und lässt den Mitarbeitern auch die Freiheit, sich in solchen Plattformen zu bewegen.

Die eigenen Mitarbeiter können die besten Werbe- und Imageträger sein. Daher empfiehlt es sich, statt Verbote auszusprechen, besser in die Ausbildung zu investieren, damit alle sinnvoll mit diesen Medien umgehen können. Unternehmen, die ein Verbot von Social Media am Arbeitsplatz aussprechen, um die Effizienz zu sichern, bewirken mittelfristig das Gegenteil und stehen sich mit dem Verbot selbst im Weg.

Quellen: rht, pte

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Kommentare

Ludwig

Zitat: "Viele Unternehmen fürchten irriger Weise, dass genau dies dem Image der Organisation schaden könnte".

Ist das eine Aussage der Studie? Ich kann nicht recht glauben dass das der Hauptgrund ist. Vielmehr vermute ich die Einschätzung dass wertvolle Arbeitszeit mit unproduktiven Privatbeschäftigungen ausgefüllt wird.
Zumal Mitarbeiter auch nicht immer, wenn sie während der Arbeitszeit ins Netz gehen, als Markenbotschafter unterwegs sind ;-)

gis

Nö, das steht nicht in der Untersuchung - das ist meine Sicht und Interpretation der Dinge ;) Ich dachte, das sei anhand der Textstrukturierung und der Wortwahl klar.

LD

Gerade Banken und andere Finanzinstitute fürchten nicht nur, dass wertvolle Arbeitszeit verschwendet wird, sondern vor allem dass Informationen über Kunden oder Firmeninterna so leichter an die Öffentlichkeit gelangen könnten. Deshalb sind auch etliche Websites wie Foren und Blogs (u.a. auch Wortgefecht) gesperrt. Die Verantwortlichen in den Unternehmen verkennen aber offenbar, dass sie damit lediglich mit ihren zehn Fingern eine Brause mit 77 Löchern abzudichten versuchen.

Irgendwie erinnert mich das an 1996/97, als der Zugang zum Internet Einzug in die Unternehmen fand. Wir hatten pro Abteilung einen einzigen Computer, der Zugang zum Internet hatte. Ich war damals einer der wenigen Privilegierten, die bereits einen PC mit einer eigenen IP-Adresse und darüber einen Zugang zum Internet hatte. Ich empfahl meinem damaligen Chef, allen Mitarbeitern direkten Zugriff auf das Internet/Web zu gewähren. Doch die Angst war zu gross, dass Mitarbeiter ihre Zeit anstatt mit der Arbeit mit Surfen im Web verbringen würden. Wenn ein Mitarbeiter soviel Zeit hat, dass er stundenlang im Web surfen kann, ist er entweder massiv unterfordert oder sein Vorgesetzter hat ein ernsthaftes Führungsproblem. Dieses lässt sich auch mit einem Medien-Verbot nicht lösen. Das war damals so und ist es auch heute.

gis

@LD: Ich gebe zu, Sicherheit ist eines der ganz wenigen Argumente, welches ich akzeptiere. Nur: Zumindest UBS sperrt meinen Blog nicht. Laut Google Analytics gab es im letzten Monat 87 Zugriffe von einem Service Provider namens UBS ;)

LD

Bei der anderen Grossbank waren zumindest bis vor Kurzem noch alle Blogs (auch Wortgefecht) gesperrt. Dort hat die "Bank Anti-Corruption Compliance Group" neuerdings sogar eine "Integrity Hotline" eingerichtet. Dazu heisst es in einem internen Broadcast: "Sie sind auch verpflichtet, ein potenzielles rechtliches, regulatorisches oder ethisches Fehlverhalten zu melden." Stasi-Methoden etablieren sich immer mehr auch in der Bankenwelt.

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