Schweizer Unternehmen im Social Web
Jüngst wurden gleich zwei Studien zu diesem Thema publiziert. Die Hochschule für Wirtschaft Zürich (HWZ) veröffentlichte die "Folgestudie Schweizer Grossunternehmen im Social Web 2012" und Namics ihrerseits die "Social Media Studie 2011". Beide untersuchen den Stand und den Grad der Professionalität bei den Unternehmen.
Facebook unangefochten
Der beliebteste Tummelplatz für Schweizer Unternehmen ist und bleibt Facebook. Laut der Studie der HWZ sind 68 Prozent der Unternehmen dort vertreten. Auf den Rängen zwei und drei folgen YouTube und Twitter, mit Quoten von 66 beziehungsweise 53 Prozent. Sowohl die Videoplattform als auch der Kurznachrichtendienst haben ihre Werte bei Schweizer Unternehmen damit deutlich verbessern können. Die Zahl der bei Twitter vertretenen Firmen hat sich verdoppelt, bei YouTube beträgt das Plus sogar 68 Prozent. Einhergehend mit den hohen Wachstumsraten ist auch der personelle Aufwand, den Unternehmen betreiben, gestiegen.
In 68 Prozent der Schweizer Grossunternehmen kümmern sich Mitarbeiter dezidiert um die Social-Media-Agenden. Gegenüber 2011 ist das eine Zunahme von 29 Prozent. Auch die Manager widmen sich verstärkt sozialen Medien. 57 Prozent der Geschäftsleitungsmitglieder sind in sozialen Medien aktiv. Lediglich 36 Prozent der Grossunternehmen geben an, dass ihr Management kein Interesse an einer Nutzung von Facebook und Co hat.
Die Abteilungen mit dem höchsten Engagement in Sachen soziale Medien sind, wenig überraschend, Kommunikation, Marketing und Personal. Der Kundenservice belegt nur den vierten Platz. Erstaunlich, liegt doch gerade hier ein grosses Potenzial.
Im Vergleich zum Vorjahr hat sich eine Professionalisierung der Social-Media-Auftritte eingestellt. Verfügten 2011 nur 22 Prozent der Schweizer Grossunternehmen über eine schriftlich formulierte Strategie, sind es dieses Jahr bereits 51 Prozent der Unternehmen. Trotzdem spielt der Zufall weiterhin eine wichtige Rolle. 40 Prozent der Aktivität in sozialen Netzwerken geschieht ungeplant. Als grösste Schwäche der sozialen Medien nennen die Schweizer Firmen den hohen Aufwand in Bezug auf Personal und Ressourcen. Vor einem Jahr galt noch der drohende Kontrollverlust als grösste Sorge.
Die Zeit des Experimentierens ist vorbei
Sagt zumindest Namics, gestützt auf die Ergebnisse, dass 42 Prozent der befragten Unternehmen über eine entsprechende Strategie auf Corporate- oder Länder-Ebene verfügen. Weitere 25 Prozent verfügen entweder über Strategien für einzelne Plattformen und/oder Länder. Nur gerade 23 Prozent gaben an, über keine Strategie zu verfügen. Guidelines sind bereits bei 49 Prozent vorhanden, weitere 36 Prozent planen, solche umzusetzen.
Dem entgegen steht jedoch die Ressourcen-Allokation. 40 Prozent der Grossunternehmen stellen weniger als 20 Stellenprozente für Social Media zur Verfügung. Immerhin 19 Prozent planen, im laufenden Jahr weitere Stellenprozente zu schaffen.
Zu leicht anderen Ergebnissen kommt Namics auch, was die einzelnen Plattformen betrifft. Zwar schwingt auch hier Facebook oben auf, an zweiter Stelle folgt jedoch bereits Twitter. YouTube belegt hier den dritten Rang. Interessant auch, dass die Nutzung von Social Media anders angegeben wird: Bei der täglichen Nutzung schwingt der Bereich Customer Care oben auf. Offenbar haben Grossfirmen das Potenzial von Social Media im Kundenservice bereits erkannt.
Fazit
Die Ergebnisse sind für mich nicht überraschend, bestätigen sie doch einerseits die Trends, die sich in den vergangenen Jahren abgezeichnet haben. Im internationalen Vergleich steht die Schweiz also gut da. Nachholbedarf besteht andererseits aber immer noch, und zwar im Einsatz von Social Media ausserhalb der "klassischen" Unternehmenskommunikation und des Marketings. Vereinfacht gesagt setzen die Unternehmen grösstenteils immer noch auf eine mit sozialen Elementen durchsetzte "Verlautbarungskommunikation", während Kundenservice, Innovation usw. noch ein Schattendasein fristen.
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